Gestern im Burgtheater – ein Theaterabend ohne Maske und PCR-Test hat schon was…
Der Selbstmörder – eine im Gothik-Style inszenierte Gesellschaftssatire mit viel Klamauk und Geschrei, aber toller schauspielerischer Leistung, eine Aufführung für alle, die unkonventionelles Theaterambiente lieben.
Der arbeitslose Semjon Semjonowitsch wird durch ein Versehen des geplanten Selbstmordes bezichtigt – so gewinnt er plötzlich an Aufmerksamkeit und Zuwendung, was ihm nicht schlecht gefällt. Aber: Jeder will Semjons Freitod als Statement für seine eigenen Interessen beanspruchen, diverse Abschiedsbriefe werden geschrieben, ein Sterbedatum festgesetzt – nur: der Antiheld will eigentlich gar nicht sterben. Die Moral von der Geschichte: wenn es den eigenen Interessen dient, lässt Dich die Gesellschaft schon mal übers Messer springen. https://www.burgtheater.at/produktionen/der-selbstmoerder
Übrigens: Der russische Dramatiker Nikolai Erdman schrieb das Stück 1928, es wurde jedoch in der UdSSR unter Stalin mit einem Aufführungsverbot belegt, und Erdmann wegen antikommunistischer Umtriebe verbannt.